Die größte Eule wohnt bald unter den größten Windrädern ?
Ein bisschen April ist es, als am 12. September der mittlerweile ausgewachsene Uhu, vor Wochen als Nestling am Stillfüssel bei Wald Michelbach aufgelesen, in einem luftoffenen Karton, abgedunkelt seine neue Heimat erreicht.
Auf dem Weg zu dem Platz der Uhu Auswilderung treffen wir einmal mehr auf Betonfahrzeuge, die nichts eiligeres zu tun haben, als die Fundamente der 200 m hohen Industrieanlagen als ein Zeichen der Unumkehrbarkeit dieser „Maßnahme“ zu betonieren. Unter Polizeischutz, eingesetzt mit Panzerwagen, das ist meiner Meinung nach eine rein staatlich betriebene Förderung der Baustelle, vollkommen ungeeignet rechtlich gegen die drohende Klage irgendeinen Bestandsschutz zu liefern.
Natur pur, das Eiterbachtal
Das Auge möchte nicht loslassen von dem Grün, das Ohr macht den Natur Sound Check. Wäre da nicht dieser Messmast, nur noch ein Drittel so groß wie das was da kommen könnte. Zwar sind wir hier als Tierschützer mit anwesend, aber wer kann schon über die Schatten 220 m hoher, rotierender Plastikmesser springen ?
Ein wenig ulkig ist es, das Szenario. Fast jeder dreht seinen Film. Wir stehen auf der Grenze zu Baden Württemberg, der SWR ist dazu gekommen. Ein Frau und 2 Mann hoch. Man redet über die Motivation derer, die sich deutlich gegen diese fehlgeleitete Industriepolitik ausgesprochen haben. Es regnet. Bubo Bubo, der Uhu muss nochmal, ein letztes Mal, auf den Weg in die Freiheit warten.
Rückbau, keine Frage !
Einhellige Meinung unter den Anwesenden, mit denen ich sprechen konnte: Was immer die da oben reinfabrizieren, das muss wieder weg ! Der Satz kommt schnell, die Überzeugung wächst im Anblick des vor uns liegenden Naturschutz Gebietes. Ein Stück weiter hat der Nabu ein riesiges Insektenhotel aus dem Boden gestampft, ein Tümpel ergänzt die möglichen Habitate.
So sieht sie also noch aus, die neue „Wohnung“ des Tieres. Ein Schwarzspecht ist hörbar, passend in das Beuteschema der größten Eule erinnert man sich an die eigentlich brutalen (Un)Sitten der Natur. Als ahnte er, was da auf ihn zukommt, krächst er durch den tropfenden Wald. Ganz automatisch erinnert man sich an den Vortrag von Dieter Jung, der heute leider nicht dabei sein kann, über Eulen und den speziellen über Uhus.
Das Fernsehen hat schwer zu tragen an der Ausrüstung, alle anderen halten sich diskret auf Abstand, im Angesicht des sicher gleich in seine Freiheit zurück kehrenden Tieres.
Ein Reiher quert im Gleitflug an der Hangkante des Stillfüssels das Szenario. Der Eiterbach, man kann es sehen, ist das Wohnzimmer der heimischen Tierwelt.
Der Karton ist hochsicher verschlossen, eine sichtlich hoch konzentrierte junge Dame packt dem Vogel das Hindernis zur Freiheit aus. Man mutmaßt über das anstehende Verhalten : Flucht oder Hinwendung zum womöglich zu gut bekannten Menschen? Die Aufzuchtstation hat ganze Arbeit geleistet. Der Deckel öffnet sich, Bubo schaut raus und setzt an zu einer majestätischen, halben Platzrunde. Im Baum sitzend erste Geräusche des neuen Nachtjägers im Revier, quittiert von den Angstrufen des Spechtes.
Unberührte Natur, Naturschutzwiesen …
Die Westflanke des Stillfüssels hat, im Gegensatz zum Nutzwald auf den Gipfeln, Mischwald im Einklang mit Nadelholz. Nichts mit Spargelwald, wie es die die Damen und Herrn Waldexperten des BUND zum Beispiel aus Lampertheim, gerne dem kritischen Windkraftbetrachter vorwerfen.
Auch wenn jedem klar war, dass es nun jeden Dienstag Fundamente zu betonieren gibt, ist jeder seiner Arbeit nach gegangen und der Protest hat sich demokratisch auf die sowieso anhängige Klage beim Verwaltungsgericht Darmstadt beschränkt. Parallel zu der Auswilderung schützte die ebenso, auf der anderen Hangseite anwesende Hundertschaft der Polizei zwar nicht die heimische Tier- und Pflanzenwelt, dafür aber mindestens genauso nachhaltig die feie Zufahrt der Fahrzeuge der Porphyrwerke Weinheim-Schriesheim AG, Transportbeton Weinheim. Diese sind übrigens ob deren Äußerung vom 30.8.2017 :“ Man könne die errechneten Mengen wegen der zu tätigenden Kiestransporte nicht erbringen“ schon ein wenig in den Komödienstadel vom Stillfüssel involviert. So zumindest meine Meinung.
Also doch noch ein kurzer Bild
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